Kulturelle Unterschiede in APAC

Die kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern der APAC-Region und Europa sind sehr groß. Das beginnt beim Ritual des Austauschs der Visitenkarten, bei dem man die Karte immer mit beiden Händen überreicht, die Karte des Gegenübers aufmerksam liest und ggf. eine höfliche Frage stellt. Aber auch in Fällen, wo die Sprache kein Problem darstellt, weil beide genügend Englisch sprechen oder der Geschäftspartner die deutsche Sprache gelernt hat, gibt es kulturell bedingte Kommunikationsprobleme, die zu Missverständnissen führen und manchmal zum Abbruch der Verhandlungen oder Partnerschaft.

Basierend auf langjährigen Erfahrungen in Asien (die erste Reise nach Indien: 1988) kann das Kernproblem wie folgt skizziert werden:

Die Struktur des logischen Denkens in Europa hat sich z.T. aus den griechischen und römischen Wurzeln entwickelt. Das griechische Denken ist logisch sequenziell aufgebaut. Wenn A + B = C ist, dann ist A bzw. B immer kleiner als C.

Wenn ein Asiate mit „Ja“ antwortet, heißt das u.U. nicht das Gleiche wie im europäischen Kontext (Zustimmung), sondern es deutet vielmehr darauf hin, dass man den Wunsch seines Gegenübers versteht.

Während der Europäer ein klares „Nein“ benutzt, wird der Japaner wahrscheinlich Ausdrücke wie „kangaeteokimasu“ (ich werde überlegen, denken) einwerfen.

Das Denken und die Kommunikation in Europa verlaufen in der Regel linear, während das Denken und die Kommunikation in Asien oft im Kreis verlaufen. Vor allem bei komplexen Handlungen betrachtet man das Problem gerne von verschiedenen Seiten und wird nicht müde, ähnliche oder gleiche Fragen mehrmals zu stellen. Man erwartet, dass die wiederkehrenden Antworten weitere Details liefern, die ein tiefer gehendes Verständnis ermöglichen. Der unvorbereitete Deutsche ist schnell irritiert und wird im ungünstigen Fall ärgerlich das Gespräch vorschnell beenden.

Das Gefühl dafür, wann es sinnvoll ist, bei einer Antwort des asiatischen Gesprächspartners noch einmal nachzufragen, um ein Missverständnis aufzudecken, entwickelt sich allmählich im Verlauf der Zeit.

Der Umgang mit „Zeit“ ist ein weiterer Stolperstein in Asien, da man dort gerne Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht begrifflich unterscheidet, sondern im Kontext umschreibt, was gemeint ist.

Der im christlichen Denken geprägte Europäer hat wahrscheinlich ein grundlegend anderes Verständnis von Zeit als der buddhistisch-hinduistisch geprägte Asiate, der nicht unbedingt alles „in einem Leben“ erledigen muss.

Das betrifft natürlich weniger den Umgang mit Mitarbeitern in großen, international geprägten EPCs (wie z.B.: Technip, Suez, Hitachi, oder Samsung). In deren Projektbesprechungen wird ein sehr akkurates Zeitverständnis und Commitment vorausgesetzt.